Albanien

Montag, 25.03.2019

Eine Landesgrenze macht noch lange keine andere Landschaft. So war zunächst kein Unterschied zu Montenegro zu spüren. In der Ebene Agrarflächen und je hügeliger es wird, desto karger die Landschaft, felsig, Büsche und nur wenig Bäume. Doch nach wenigen Kilometern spürte ich den Unterschied deutlich - Schlagloch an Schlagloch und das über 80km. Danke Wilbers, dass Ihr mir ein so gutes Fahrwerk gebaut habt :-) Es gab Strecken, die an alt-römische Zeiten erinnerten. Aus grobem Flusskieselstein gepflasterte Strecken, die holpriger kaum sein konnten. Vor dem inneren Auge sieht man Eselskarren und Ziegen auf der Gasse. Ha, ha! Schön wäre es. Das Bild von Albanien stimmt so schon lange nicht mehr - nur vereinzelnd begegnen einem noch 100jährige Esel die ihren Bauern schieben - oder war es umgekehrt (?) Egal.

Hier fahren die Autos, die bei uns entweder keinen Tüv mehr bekommen, oder die Autos, die sich ein Otto-Normalo bei uns nicht leisten kann und will (oder es schmerzlich vermisst) Am häufigsten Mercedes aller Zustandsklassen, dann gefolgt von prolligen Audis - tiefer, breiter, cooler, ebenso die 3er BMWs. Einer dieser Heißsporne hätte mich fast bei seinem Überholvorgang vor einer Kurve fast abgeschossen! Die lang gezogenen Dörfer werden geprägt von Autofriedhöfen und Schrotthändlern, Reifenlager, Tankstellen, kleine Reparatur-Garagen, Baustoffhöfen und anderer kleiner Industrieanlagen. Un nicht zu vergessen: Wer abseits der touristischen und somit von der Obrigkeit gepflegten Strecken fährt, der kommt sich vor wie auf einer Müllkippe. Das kann doch nicht wahr sein?!? Die vielen Kinder, die in so einer Umgebung groß werden, werden doch niemals ein Umweltbewusstsein entwickeln können?! Mich hat der Dreck überall echt gefrustet. Ich glaube ich muss auf meiner weiteren Reise den Blick hierfür ausschalten. Apropos Blick - die Fähigkeit eines Kamelion müsste man hier haben: immer ein Auge konzenriert auf die Straße gerichtet und mit dem anderen Auge die Gegend erkunden :D.

Mit der Triumph hingegen habe ich allerdings wieder einmal alle Blicke auf mich gelenkt. So stand ich an einer Kreuzung vor einer roten Ampel. Ein paar Jugendliche wollten die Straße queren. Alle schauten freundlich und einer deutete mir, mal kurz einen Gasstoß zu geben, damit die den Klang der Maschine hören können. Das tat ich auch mal kurz, bin ja auch freundlich. Dann schaute der eine mit abwinkenden Zeigefinger "nicht so" und griff blitzschnell an meinen Gasgriff und drehte die Maschine bis zum Drehzahlbegrenzer auf. So schnell konnte ich nicht reagieren - grrr :-( Hauptsache die Jungs hatten ihren Spaß! Bastarde!

Wieder kurz vor Sonnenuntergang und kurz vor der Nordmazedonien-Grenze suchte ich mir eine Unterkunft in einer kleinen Stadt hoch in den Bergen. Es gab nur ein einziges Hotel, welches nagelneu und entsprechend nicht so günstig war. Allerdings wurden mir die Preise willkürlich genannt. Erst 35€ die Nacht, ein zweiter meinte 30€, nach kurzer Besichtigung des wirklich schönen und modernen Zimmers hab ich nochmals nachgehakt: 25€! Am nächsten Morgen waren in der Rezeption und Bar neue Gesichter zuständig. Die knöpften mir dann nur 16€ ab :-) So kann es gehen!